Badenstraße 15 in Stralsund - ein Haus mit Geschichte

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Ansicht von der Straßenseite                                                          Ansicht von der Hofseite mit ostlichem Kemladen (Seitenflügel)
Im Jahre 1710 ließ der Apotheker und Gewürzhändler Johann von Ackeren auf zwei "wüsten Stellen" das große Traufenhaus Badenstraße 15 errichten. Zuvor standen an der Stelle zwei schöne Giebelhäuser, die wahrscheinlich bei der Belagerung und Bombardierung im Jahre 1678 zerstört wurden. Erhalten geblieben waren offensichtlich nur die Kellerräume der beiden Häuser, die für das neue Haus als "Grundlage" und Fundament dienten. Der Ursprung ist heute noch zu erkennen, weil die eine Haushälfte auf einem Gewölbekeller und die zweite auf einem Keller mit Eichenbohlendecke steht. Das Haus gelangte später in den Besitz des Kaufmanns August Reimarus, der es 1858 an Gustav Mackenthun verkaufte.   
Wappen über der Hauseingangstür
Die Familie Mackenthun war eine eingesessene Stralsunder Familie. Im November 1814 erwirkte der Glasergeselle Ernst Mackenthun bei der Glaserinnung die Zulassung als Meister. Er wurde Amtsmeister schon allein deshalb, weil er 1815 die Tochter seiner alten Meisterin, Christine Sophie Stademann, heiratete und so den Weiterbestand der Werkstatt sicherte. 1855 starb Ernst Mackenthun, und Sohn Gustav übernahm die Firma. Da die kleine Werkstatt und der Geschäftsraum in der Kleinschmiedstraße 23 / Ecke Badenstraße die weitere Entwicklung des Unternehmens einschränkten, kaufte Gustav Mackenthun das Haus Badenstraße 15. Der Vorbesitzer erhielt 16000 Reichstaler und durfte weiterhin im Haus wohnen.  
Straßenseite Erdgeschoss mit Stuckelementen

1872 übernahm der Schwiegersohn Georg Hahn die Firma. Im Juli 1880 verstarb innerhalb von 24 Stunden Gustav Mackenthun und sein Freund und Schwager Theodor Teichen, der eine weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Baufirma besaß. Ratsherr Tamms, später der erste Oberbürgermeister der Stadt, würdigte die Verdienste des Verstorbenen in einem Nachruf. Er schrieb: Ihrer (Mackenthun und Teichen) Intelligenz und Energie war es vorbehalten, die ererbten Geschäfte zu einem Umfang und einer Bedeutung herauszuarbeiten, wie sie in Provinzstädten selten angetroffen werden. Wo man von industrieller Regsamkeit und Schaffenskraft in Stralsund sprach, da wurden an erster Stelle die Namen Mackenthun und Teichen genannt.  

Haustür                                                                                                                                            Oberteil des Hauseingangs     
Die weitere Geschichte der Firma "Ernst Mackenthun Sohn" und des Hauses Badenstraße 15 ist schnell erzählt. 1908 wurde der Sohn von Georg Hahn Mitinhaber des Betriebes, er fiel jedoch im Ersten Weltkrieg. Die Inflationszeit setzte dem Unternehmen ordentlich zu. Das Grundstück Badenstraße 15 und das Haus mussten an die Stadt für 25 000 Zentner Roggen verkauft werden. Die Gewerberäume, besonders in den Anbauten (Kemladen) im Hof angesiedelt, hatten aber ganz beachtliche Ausmaße erreicht. Die Büro- und Verkaufsräume befanden sich im Haupthaus.1924 erwarben Albert Schröder und Heinz Teichen die Firma, die von dieser Zeit an als OHG geführt wurde. Zwischen der Stadt und den Inhabern der Firma wurde ein Mietvertrag für die Nutzung von Räumen des Hauses Badenstraße 15 abgeschlossen. Heinz Teichen verstarb am 20.November 1941. Danach führte der Tapezierer und Polstermeister Albert Schröder den Betrieb allein.  
Foyer des Hauses                                                                                                                                     Deckendetail des Foyers
Bomben, die am 6.Oktober 1944 auf die Stadt fielen, zerstörten das Hinterhaus und die Werkstatt. Ebenso wurde das Hauptgebäude in Mitleidenschaft gezogen. Bis zum Jahre 1954 waren alle Schäden notdürftig beseitigt. Am 26.Oktober 1959 bestätigte der Rat den Antrag der Firma auf staatliche Beteiligung. Elf Jahre später verstarb Albert Schröder. Der Kreisbetrieb HO-Industriewaren wurde als staatlicher Treuhänder eingesetzt. 

1994 kaufte Claus Zeschmann das Haus von der Hansestadt Stralsund. Die Bausubstanz war durch ungenügende und unsachgemäße Erhaltungsmaßnahmen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

 Die Holzkonstruktion war großflächig verschwammt und die Fassade mit ihren reichhaltigen Stuckelementen und Pilastern war teilweise nur noch fragmentarisch erhalten. Mit Hilfe umfangreicher Förderungen durch Städtebaufördermittel, Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Bürgerinitiative "Rettet die Altstadt" war es möglich, die Sanierung in den Jahren 1996-97 soweit voranzubringen, dass das Haus vor dem Verfall bewahrt wurde. Die weitere Innensanierung wurde bei laufendem Geschäftsbetrieb vorgenommen und ist im Detail bestimmt noch einige Jahre aktuell.
Badenstraße mit Blick auf die Nikolaikirche